Die Mauer steht am Rhein
Inhaltsangabe zu "Die Mauer steht am Rhein"
Was wäre gewesen, wenn...?"Hätte der Verräter Gorbatschow nicht die Grundlagen des Sozialismus, wie sie die Sowjetmenschen in Jahrzehnten heroischer Aufbauarbeit geschaffen haben, erschüttert, müßte keiner hungern, und niemand wäre ohne Arbeit", erklärt der neue KPdSU-Generalsekretär Jegor Ligatschow nach dem stalinistischen Staatsstreich im August 1988. Die Sowjetunion -- "am Abgrund, aber hochgerüstet bis in die Haarspitzen" -- holt zum Befreiungsschlag aus. Krieg liegt in der Luft -- und der Westen knickt ein. Westdeutschland ist das Objekt der Begierde, das Rußland als Faustpfand für den Frieden fordert. "Why die for Germany?", heißt es auf Transparenten in den USA. Was folgt, ist die Wiedervereinigung -- diesmal unter Hammer und Zirkel zur Demokratischen Republik Deutschland (DRD).
Der Historiker und DKP-Renegat Christian von Ditfurth schildert in seiner romanhaften Dokumentation Die Mauer steht am Rhein aus der Sicht eines ins Visier der DRD-Staatssicherheitsorgane geratenen Exilanten den teilweise an die Farce grenzenden unkomplizierten Anpassungsprozeß an die neuen Verhältnisse in Deutschland nach dem Sieg des Sozialismus. An Ehrenrührigkeit grenzt es zum Teil, wie dabei vor allem zahlreiche Exponenten der Bonner Politprominenz ihr Fett wegbekommen. Soweit das Auge reicht, bis hinein in die tiefschwarzen Reihen der CSU, nur rückgradlose Wendehälse, die sich dem roten Regime andienen -- wobei es das Geheimnis des Autors bleibt, in welchen charakterlichen Wesenszügen er angelegt sieht, ob einer zum tapferen Widerstandskämpfer oder zum bösen Kollaborateur geboren ist.
Vom Ansatz her wenig originell -- man denke nur an das Planspiel Der Dritte Weltkrieg von Guido Knopp oder die Virtuelle Geschichte von Niall Ferguson -- vermittelt das ansonsten recht kurzweilige Buch vor allem wegen seiner schonungslosen Offenlegung der tristen Verhältnisse im Arbeiter- und Bauernparadies Erich Honeckers (respektive seines Nachfolgers Egon Krenz) über weite Strecken den Eindruck eines Projekts zur posttraumatischen Vergangenheitsbewältigung eines desillusionierten Marxisten. --Roland Detsch